Einsatz von Panzerzügen beim Prager Aufstand im Mai 1945
#1
Information 
Während des Prager Aufstands im Mai 1945 griffen Panzerzüge maßgeblich in die heftigen Kämpfe um Prag ein. Sie waren eine sehr effektive Waffe der Aufständischen, wehrten Panzerangriffe ab, konnten Infanterie und deutsche Artillerie eliminieren. Ab 5. Mai dienten 14 von ihnen in der Hauptstadt, und zwei SS-Männer wurden erschossen. Die Aufständischen benutzten auch fahrende Lokomotiven als Rammbock, die sie gegen den Feind sandten.
Das unbestrittene Symbol des Prager Aufstands im Mai 1945 sind die Barrikaden als wirksamste Verteidigungswaffe der Aufständischen. Darüber besteht kein Zweifel und jeder weiß es. Das Wort Barrikadenkämpfer bekam in den fünf Tagen des Monats Mai eine neue Bedeutung, es wurde ein sozialer Status. Zehntausende Menschen bauten in der Hauptstadt über zweitausend Barrikaden, die die angreifenden deutschen Truppen stoppen oder zumindest verlangsamen konnten.
Aber ernsthaft: Welche Waffe war das schwerste und effektivste Kampfmittel, das den Aufständischen in Prag und Umgebung zur Verfügung stand? Abgesehen von den erbeuteten 88-mm-Flugabwehrkanonen, deren Wirksamkeit während der Schlacht um Prag jedoch durch die Tatsache, dass sie  keine Ausrichtungsmöglichkeit hatten, erheblich beeinträchtigt wurde. Es waren die Panzerzüge. Jeweils improvisierte Züge aus deutschen Wagen mit Flugabwehrkanonen. Züge fuhren über ein größeres Gebiet, bewegten sich schnell und Granatsplitter aus Kanonen mähten ruhig sogar einen Kilometer entfernte  Feinde nieder. Es ist daher verwunderlich, dass gepanzerte Züge zu einem etwas übersehenen Teil des Kriegsendes in Böhmen geworden sind.
Die Aufständischen beschlagnahmten am 5. Mai, dem ersten Tag des Aufstands, die einzelnen Wagen, die normalerweise aus einem oder zwei Türmen für das leichte Flakkaliber 15 oder 20 mm bestanden. Und das nicht nur in Prag, sondern auch in Kladno, Říčany, Turnov, Zruč nad Sázavou, Čáslav oder Ústí nad Orlicí.

"Die Deutschen hatten solche Wagen an allen großen Bahnhöfen in Prag. Nach dem Ausbruch des Aufstands kristallisierten sich drei Stützpunkte heraus, an denen improvisierte Panzerzüge zusammengestellt wurden. Der erste befand sich in Roztoky bei Prag, wo die Aufständischen die Züge Sokol, Stalin und Orlík II montierten. Sie operierten auf der Strecke nach Kralupy in Holešovice, Bubny, und sogar bis zum Negrelli-Viadukt in Karlín ", beschreibt der Historiker des Militärhistorischen Instituts Tomáš Jakl.
Die zweite Basis befand sich am Bahnhof Smíchov, wo den Aufständischen zwei Panzerzüge (Nr. 1 und 2, später Blaník) zur Verfügung standen, die in den Gebieten Smíchov, Zlíchov, Hlubočepy und Velké Chuchle kämpften. Und sie beschossen auch Feinde in Podolí, in Braník oder in Pankrác.
verbunden

Foto "Ich bin vernichtet. Ich habe meine Heimat, meine Familie, alles verloren", beklagte sich ein deutscher General und kapitulierte

Die dritte, wichtigste Basis war der Bahnhof Prag-Vršovice, wo die Prager Kämpfer während des Aufstands sogar acht improvisierte Panzerzüge zusammenstellten, die an den Kämpfen in Hostivař, Záběhlice, Krč teilnahmen und beispielsweise bis zum Vyšehrad fuhren. Sie erhielten die Namen Prag (am 9. Mai in Moskau umbenannt), Vršovice, Orlík I, Prag II, Libuše, Žižka, Uhříněves und Smíchov.
So griffen schließlich vierzehn aufständische Panzerzüge in das blutige Gemetzel in Prag ein. Und nur zwei wurden vollständig zerstört. Eine ausführliche Beschreibung ihrer Geschichten und des Schicksals der heldenhaften Besatzungen würde eine umfangreichen Publikation ergeben. Lassen Sie uns daher nur teilweise, aber bemerkenswerte Ereignisse erwähnen.

Überraschung im Tunnel

Zum Beispiel schloss sich der Sokol-Panzerzug der wütenden Verteidigung der Troja-Brücke an. Leider wurde er im Bereich des Bahnhofs Prag-Bubny von deutscher Artillerie angegriffen und zerschossen.
Eine wichtige Rolle spielten die örtlichen Besatzungen am 8. Mai, als sie eine Lokomotive als Rammbock einem deutschen Panzerzug aus Theresienstadt entgegen schickten , gefolgt von einem Kampfwagen (aus dem Stalin-Panzerzug) mit Kanonen auf dem zweiten Gleis. Nördlich von Kralupy nad Vltavou, vor den Nelahozeves-Tunneln, die den Felsen am linken Ufer des Flusses durchschneiden, sprang ein Lokführer mit seinem Heizer von der Lokomotive, und die prallte mit solcher Wucht gegen den deutschen Zug, dass er entgleiste. Die Besatzung des ankommenden Flugabwehrwagens eröffnete zusammen mit aufständischen Einheiten, die an den umliegenden Hängen stationiert waren, das Feuer und zerschmetterte die Deutschen.

Die Aufständischen machten sich einen mobilen Schützengraben

Die Panzerzüge der Aufständischen waren vielfältig. Sie bestanden normalerweise aus zwei gepanzerten Kanonenwagen, Übergangswagen, die den Zug vor Sprengladungen oder Hindernissen schützten, und anderen improvisierten Wagen - wie einem Plattformwagen, der mit stabilen sandbedeckten Schwellen ausgekleidet war und einen de facto mobilen Graben für Schützen bildete, und auch offene Wagen mit Panzertürmen von Panzerzerstörern, die Schützen mit Maschinengewehren und Gewehren dienten. Zur Veranschaulichung: Die Flugabwehrkanone wurde von einem Mann bedient, der drei oder vier Ladeschützen, einen Beobachter und weiterhin Schützen mit Handfeuerwaffen um sich hatte. Insgesamt bestand das Zugpersonal aus etwa 15 Männern.


Foto: Nur ein kleiner Teil fiel im Kampf. Die Gräber der Männer der Roten Armee in Olšany verbergen unerwartete Geschichten

Wie bereits erwähnt, befand sich die wichtigste Basis für Panzerzüge in Vršovice, wo unter dem Kommando vom Hauptmann der Infantrie Adam Wohlrath die Widerstandsorganisation Trávnice aktiv war. Bereits am 5. Mai erbeuteten die Aufständischen zwei deutsche Flugabwehrfahrzeuge und nachts stellten sie daraus vier Panzerzüge zusammen.
Am ersten Tag des Aufstands feuerte die Besatzung von Vršovice jedoch auf eine deutsche Batterie in Na Groši in Hostivař, wo zwölf 88-mm-Kanonen standen. "Am nächsten Tag, am 6. Mai, wiederholte der Orlík-Zug den Angriff, und obwohl er getroffen wurde, half er den Aufständischen von Hostivař, die Batterie zu erobern. In den folgenden Tagen feuerten sie mit erbeuteten Kanonen auf die SS in Spořilov", beschreibt der Historiker Jakl.
In der zweiten Phase des Aufstands wurde Prag von der deutschen Kampfgruppe Wallenstein angegriffen. Die Hauptkräfte durchquerten Pankrác und wandten sich nach Michle, wo die Widerstandskämpfer von Trávnice mit ihren Zügen kämpften. Am Montag, dem 7. Mai, verkehrte der improvisierte Panzerzug Žižka in der Gegend von Kačerov, der es schaffte, die Hauptrichtung des deutschen Angriffs von Benešov zu unterbrechen, indem er den Hang von Krč nach Kačerov namens "Endršťák" beschoss.Schrapnelle der Aufständischen zerstörten auf vier Dutzend feindliche Autos, töteten ungefähr fünfzig Feinde und fingen ungefähr zweihundert weitere, die von Aufständischen in der UMgebung verwundet worden waren. Aber dann wurden seine Kanonen beschädigt und er musste sich vom Schlachtfeld zurückziehen.

Das Kačerov-Massaker, heftige Kämpfe in Velká Chuchle

Den Panzerzug Žižka sollte der Zug Prag ablösen. Aber die Besatzung hatte die ERkundung unterschätzt. Das Gebiet war bereits mit deutschen Truppen überfüllt, so dass der Zug genau mitten in sie hinein fuhr. "Es gab ein schreckliches Massaker auf beiden Seiten, sie feuerten aus nächster Nähe aufeinander. Die Lokomotive wurde getroffen, für eine Weile konnte die Besatzung überhaupt nicht manövrieren, aber am Ende gelang es dem Personal, die Lokomotive in Betrieb zu nehmen und der Zug Prag konnte gerade mal so davonkommen", erklärt Tomáš Jakl. Der reparierte Žižka-Zug kehrte dann ins Kampfgebiet zurück. Am nächsten Tag, am Nachmittag des 8. Mai, feuerten die Deutschen aus der Region Reitknechtky auf eine Lokomotive auf der Brücke über die Botič. Aber sie schafften es nicht, ihn vollständig vom Kampf auszuschließen.

Dem Flügel der Wallenstein-Kampfgruppe, die von Süden entlang der Moldau vorrückte, stellte sich ein von den Smíchov-Aufständischen zusammengebauter Panzerzug entgegen. "Eine Gruppe von vier Polizisten aus dem 28. Polizeibezirk, angeführt vom Stabswachtmeister Josef Kouba, beschlagnahmte drei Flugabwehrwagen und baute am 5. Mai nach 14 Uhr in Smíchov zwei improvisierte Panzerzüge (Nr. 1 und Nr. 2) zusammen. Kouba wählte fünfzehn Freiwillige aus, mit denen er den Zug besetzte ", beschreibt der Historiker Jakl.

Foto: Das Schicksal der Roten Armee in Prag: Ein Elite-Pilot hatte den ganzen Krieg bestanden und ist dann an einer Cognac-Vergiftungen gestorben

Koubas Zug Nr. 1 brachte zuerst ein deutsches Maschinengewehr auf dem Dach der Smíchov-Brauerei zum Schweigen. Kurz darauf zwang er durch Beschuss von der Vorderseite der Eisenbahnbrücke die Besatzung des Industriepalastes am Moldau-Damm der Neustadt, sich  zu ergeben. Dann zog er wieder um und begann in unmittelbarer Nähe der Smíchov-Kaserne die Schupo zu kämpfen. Der erste der Zugbesatzung, František Mošna aus Hlubočep, fiel hier. Die Kaserne kapitulierte eine Stunde vor Mitternacht.

Am dritten Tag des Aufstands, am 7. Mai, drangen die Deutschen mit Panzern von Zbraslav her in Velká Chuchle ein. Der Panzerzug Nr. 1, der jetzt unter dem Kommando des Luftwaffenleutnants der Reserve Karel Polan stand, machte sich um 11 Uhr auf den Weg, um den Verteidigern zu helfen. Trotz des hartnäckigen Widerstands hatte der Feind die Brücke von Lahovice bereits überschritten. Vier Panzer, zwei Panzerwagen und eine Infanterie von etwa 250 Mann rückten aus Lahovičky vor. Eine Panzerabwehrbatterie von Wlassow schloss sich dem Kampf auf der Seite der Aufständischen auf der örtlichen Rennbahn an.

Um halb eins begann auch Polans Panzerzug, in die Kämpfe einzugreifen, wurde aber bald getroffen. Von den vier Besatzungsmitgliedern des ersten Kampffahrzeugs mit einer 20-mm-Kanone überlebte nur ein Mann - der Ladeschütze Vladimír Jirák, der mit einer schweren Gehirnerschütterung davon kam. Drei Kämpfer fielen - Václav Dvořák, Květoslav Mašita und Ladislav Fialka. Der Zug war nicht mehr fahrbereit, die Lok erhielt mindestens achtzehn Treffer. Die Besatzung musste sich aus dem  Unterstand mit entweichendem Dampf zurückziehen. Trotzdem gelang es der SS an diesem Tag nicht, Velká Chuchla zu erobern.

Jagdflugzeug abgeschossen

Der andere Smíchov-Zug Nr. 2 wurde am Morgen des 6. Mai von einer Gruppe von Aufständischen aus in Jinonice erbeuteten Kampffahrzeugen zusammengebaut. "Vormittags nahm der Zug unter der Führung von Wachtmeister Josef Kouba, der vom Zug Nr. 1 wechselte, eine Stellung auf dem Prager Semmering an der Straßenbahnendstelle Hlupočepy ein, wovon er Ziele an beiden Moldauufern beschoss", beschreibt Jakl.
Gegen 20 Uhr gelang dem Panzerzug ein Meisterwerk. Die Schützen Kouba und der Artillerist des Heizhauses Zlíchov, Unteroffizier der Reserve Václav Ulrich, schossen eine deutsche "Turbine" oder ein Düsenflugzeug Messerschmitt Me 262 mit dem Spitznamen Schwalbe ab, das in Richtung Ruzyně abstürzte.

Ein tschechoslowakische Kajaksportler fiel heldenhaft

Auch während der nächsten drei Tage verkehrte der Zug Nr. 2 in der Gegend von Smíchov und Hlubočepy, wo heftige Kämpfe mit der deutschen Übermacht stattfanden. Mit seinen Kanonen half er auch den Aufständischen auf dem Schlachtfeld in Podolí, Braník und Pankrác.
Am Mittwoch, dem 9. Mai, vormittags, beschloss das Zugpersonal, nämlich Josef Kouba und Václav Ulrich, einen deutschen Panzer mit Panzerfäusten zu zerstören, der den Übergang an der Endstelle der Straßenbahn Nr. 5 in Hlubočepy bewachte. Eine Barrikade war über die Straße unterhalb der Kirche in Zlíchov errichtet worden, und eben hier rannten die beiden Männer hinüber. In diesem Moment landete jedoch eine Granate aus einem Panzer auf der Straße und Splitter flogen herum.

Foto : K. H. Frank versprach uns, mit dem Schießen aufzuhören. Er hat es nicht getan, schrieb General Kutlvašr im Gefängnis

Der 32-jährige Václav Ulrich, ein tschechoslowakischer Kajakfahrer, sprang hinter einen Stapel Pflastersteine. Er war tot. Es blieben noch Momente, bis die Kämpfe in Prag aufhörten. Der verletzte Polizist Kouba überlebte.
Man muss noch hinzuzufügen, dass auch in Prag ein deutscher Panzerzug verkehrte, den die Aufständischen an Wilson-Bahnhof nicht erobern konnten. Er nahm am Kampf um das Tschechoslowakische Radio teil, bewegte sich in der Nähe des Tunnels unterm Vítkov und beschoss Prager Kämpfer an beiden Enden.
Nach dem Krieg begannen die aufständischen Panzerzüge, die im tschechischen Maiaufstand eine so wichtige Rolle spielten, eine weitere Mission in den abgetrennten Gebieten der Tschechoslowakei, wo sie bis zum Beginn des Sommers dienten. Allmählich wurden sie jedoch zurückgezogen, bis sie schließlich in Nymburk auseinandergenommen wurden.

https://zpravy.aktualne.cz/domaci/obrnen...47ab5f122/
Gruß aus Weixdorf vom Bahnsteig
Seid nett zueinander  Heart
T
T
Folgende Nutzer haben sich bei wxdf für diesen Beitrag bedankt:
  • Bardotka-Fan, Zamračená
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste