Fahrplanauskunft "entkernt" bei der ČD (m. 1 Link)
#1
Guten Abend werte Leser,

die Betreiberwechsel zeigen Wirkung - "Prag - Liberec über Pardubice und dreimal teurer. Die ČD löschte in der Suchmaschine (Fahrplanauskunft) die subventionierte Konkurrenz.".

Die ČD hat sich entschieden, ihren Kunden ab dem Fahrplanwechsel zwischen einigen Städten längere und teurere Verbindungen als bisher anzubieten. In ihrer Fahrplanauskunft (frei) oder der App "Můj vlak" gibt sie Züge der alternativen Betreiber, die ab 15.12. einen Teil der Leistungen auf Bestellung des Verkehrsministeriums und Regionen von der ČD übernehmen werden, nicht an. Die Bahn bietet den Reisenden oft lieber sehr halsbrecherische Verbindungen zu wesentlich höherem Preis an. Im benachbarten Deutschland z.B. nennt die staatliche Deutsche Bahn dabei auch Züge der privaten Konkurrenz, einschließlich derer, die auf eigenes Risiko oder auf Bestellung fahren.

Wenn Sie z.B. heute nach der 9. Stunde mit dem Zug von Prag nach Liberec abfahren wollen, findet die Fahrplanauskunft (frei) der ČD für Sie eine Verbindung von zwei Schnellzügen über Turnov mit einer Fahrzeit von 2 h 36 Min. für 119 Kronen. Nach dem 15.12. aber wird der Schnellzug von Prag nach Turnov von Arriva bedient und diese existiert für die ČD nicht. Deshalb bietet die ČD lieber Verbindungen über Děčín (4 h 2 min für 218 Kč) oder über Pardubice (4 h  12 min, 298 Kč).

Ähnliche unübliche (frei) und zeitraubende Kombinationen gibt es im Fahrplan eine ganze Reihe. Von Železný Brod nach Kořenov z.B. fährt der Zug heute (bis Ende der Woche in Kombination mit SEV) 44 Minuten für 45 Kronen. Ab 15.12. bietet die ČD ihren Kunden den Weg über Liberec an mit kürzester Fahrzeit 2 h 46 min und mit einem Preis von 131 Kronen. Ähnliche Fälle gibt es im Reservierungssystem Dutzende.

Die ČD antwortete nicht direkt auf die Fragen, warum sie den Reisenden so unvorteilhafte Verbindungen anbietet. Zuerst sagte sie, dass man "alle Möglichkeiten der weiteren Entwicklung des Online-Fahrkartenkaufs] einschließlich des Provisonsverkaufs" untersucht. Einen Tag später antwortete dann der Sprecher der ČD, Radek Joklík, dass die ggw. Situation zeitlich begrenzten Status hat und die Information zu alternativen Betreibern spätestens bei der Einführung des staatlichen Einheitstarifs genannt werden.

Wenn die Reisenden alle Verbindungen ermitteln wollen, können sie entweder die kommerzielle Auskunft (frei) des Typs IDOS oder den Dienst zur Verbindungssuche auf den Webseiten der SŽDC, ggf. auf Webseiten einzelner Informationssysteme nutzen.

In einigen Ländern ist es dabei durchaus üblich, dass die Auskunft (frei) des größten staatlichen Betreibers auch die Verbindungen der privaten Konkurrenz zeigt. Im Fall der Deutschen Bahn kann man z.B. auf den Seiten der DB nicht nur die Züge der Konkurrenten im verpflichtenden Verkehr in den Regionen, sondern auch des kommerziellen FlixTrains. Ähnlich findet man in der Auskunft (frei) der SBB alle Verbindungen anderer Betreiber im ganzen Schweizer Netz.

Das Vorgehen der ČD überraschte auch einige Betreiber. "Bei der Aufnahme des Betriebs der touristischen Wochenendlinie T4 , also im Laufe der ersten Saison im Jahr 2017, waren unsere Verbindungen in der Verbindungsauskunft der ČD. Im Jahre 2018 hörte man auf, die Wochenendlinie T4 in der Verbindungsauskunft der ČD zu entdecken. Als wir nach dem Grund fragten, wurde uns mitgeteilt, dass man mit  AŽD wie mit jedem anderen Betreiber umgehen (frei) muss," sagte Zdeněk Chrdle, Generaldirektor von AŽD Prag. Der Einstieg von AŽD auf der Strecke Litoměřice – Lovosice – Most in den täglichen Betrieb bedeutet, dass eine Reihe von Verbindungen zwischen Most und  z.B.  Roudnice nad Labem oder Kralupy nad Vltavou gerade bei Nutzung dieser Trasse schneller werden. Die ČD aber hält in der Auskunft (frei) weiter an der Strecke über Ústí nad Labem fest.

Im Spiel ist auch die Möglichkeit, dass die ČD Provisionen aus dem Verkauf der Fahrkarten anderer Betreiber haben könnte. "Mit der ČD führen wir noch Verhandlungen über die Möglichkeit des Verkaufs eines sogenannten gebrochenen Fahrpreises für unsere Verbindung auf der Linie R8. Wir legten der ČD einen Vorschlag für die konkrete Form dieses Zusammenarbeit vor und verhandeln über die mögliche Zusammenarbeit," sagte der Sprecher von RegioJet,  Aleš Ondrůj. Ein gebrochener Fahrpreis würde bedeuten, dass es den Reisenden am Schalter möglich wird, eine sich aus dem Tarif und Strecke zweier Betreiber zusammensetzende Fahrkarte zu kaufen. Ondrůj erinnerte daran, dass RegioJet bei Anschlusslinien auch über Anschlussverbindungen der ČD informieren wird. "Z.B. haben wir auf der Informationssektion der Seiten für die Linie R8 im Rahmen aller drei IDS - somit einschließlich der Verbindungen der ČD - eine Verlinkung (frei) auf Anschlussverbindungen. Das Ziel ist, dass das Bordpersonal in den Abfertigungseinrichtungen Anwendungen mit online aktualsiertem Fahrpreis aller Verbindungen hätte und es in der Lage wäre den Reisenden Informationen über Anschlussverbindungen aller Betreiber zu gewähren," fügte Ondrůj hinzu.

Link zu zdopravy

Grüße vom

Prellbock
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#2
Guten Abend,

diese Meldung läßt mich sprachlos zurück. Die tschechische Eisenbahn setzt momentan an, ihr verdorbenes Vorbild nördlich und westlich der Grenzen mit Vollgas auf der rechten Seite zu überholen. Ich weiß gerade nicht, auf wen ich meine ganze Magensäure ergießen sollte. TschähDäh, Babiš, Wahlvolk, EU?? Ich bin ratlos. Wie kann man seine Kunden nur so mies behandeln. Hat schon mal einer der für diesen Unfug verantwortlichen Mänätscher einen Blick in die Busbahnhöfe oder Automobilsalons der Republik geworfen? Wo bitte sitzt die Konkurrenz? Das alles ist wahrlich unerfreulich, aber Trotz ist definitiv kein Ratgeber. Und nun warten wir alle wie die stückelnden Lemminge, bis die werten Marktradikalen sich zur Verabschiedung des Landestarifes herablassen? Nichts geschieht hier zufällig. 

Kopfschüttelnde Grüße
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#3
(29.11.2019, 21:42)brejlovec750 schrieb: Kopfschüttelnde Grüße

Vollste Zustimmung!

Hinzu kommt, daß auf vielen Strecken mehrere Anbieter parallel fahren. Im schlechtesten Fall heißt das, man hat einen durchgehenden Fahrschein, der nach einem Anschlußbruch (vorhin selbst erlebt und dann >2 h später am Ziel) im nächsten Zug nicht gilt.

Ahoj
Die Dummheit der Menschen ist vielschichtig:
Der normale Dumme hat weder Meinung noch Horizont.
Gefährlich sind die, sich eines Horizonts und der richtigen Meinung wähnend,
die ob ihrer Irrtümer, andere Ansichten schmähen
!
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#4
Hallo,

ich wundere mich (wie auch schon beim ČD-Kursbuch ohne Darstellung der Fremdbetreiber) über die Aufregegung darüber. Nicht über den Ärger der Nutzer, daß es kompliziert wird, um das gleich klarzustellen - sondern auf einer anderen Ebene.

Sondern so: Genau das sind Folgen des Zerstörens einheitlich organisierter, integraler Eisenbahnen - ob die nun regional, staatlich oder noch ganz anders organisiert waren. Wer so was ohne kleinteiligste Vorbereitung, Anpassung gesetzlicher bzw. verordnender Rahmen und sehr weitgehende Strukturmaßnahmen im ehemalig integralen Unternehmen umsetzt, erzeugt und erntet genau das, was auch jetzt wieder zu beobachten ist.
Das der Firma ČD vorwerfen zu wollen, ist fehlgegriffen. Wer den Vertrieb (und die Tarife) nicht völlig neu organisiert oder wie in Deutschland von Anfang an regelt bzw. vorschreibt, darf sich da nicht wundern! Wenn die neuen EVU alle mit "ČD-Vertrieb" (oder wie auch immer die genannt oder organisiert sind) einen Vertrag über den Vertrieb und die notwendigen Datenströme wie auch Provisionen und viele weitere Detailfragen abgeschlossen hätten, würde es das Thema nicht geben!
Wenn man aber wenige Wochen vor einer Betriebsaufnahme noch nicht mal die eigenen Tarife veröffentlicht hat, dann kann auch niemand für den Verkauf geschult, die Systeme nicht neu programmiert worden sein und die Klärung der vielen Fragen über Abrechnung, gegenseitige Anerkennung, Einnahmeaufteilung usw. kann ebenso nicht erwartet werden. Die neuen Firmen werden eben eigenen Vertrieb haben wollen bzw. müssen und wollen eben keine "Indirekteinnahmen" aus Aufteilungsverträgen mit langer Verfahrensdauer.
Wiederum als eines von vielen EVU Auskünfte zu erteilen, ohne das Recht an den Daten zu haben (die Daten eines anderen EVU sind für ČD fremde Daten, für die man nicht autorisiert ist und auch nicht haften wird) und ohne Fahrkarten verkaufen zu dürfen und zu können, ist nun so was von sinnlos (oder gar schädlich). Genau deshalb gibt es jetzt die Feststellung von absonderlichen Reisewegen und -preisen. Aber die, die den "Untergang" der nationalen Eisenbahn als "Einfachbahn" angesichts bestimmter Entwicklungen und Meldungen vorhergesehen und angekündigt haben, werden ja von Einigen als Schwarzseher oder "Privatbahnfeinde" betitelt - und nicht ernst genommen. Recht hatten die meist trotzdem - es gibt eben zu viele schlechte Vorbilder und Erlebnisse in anderen europäischen Ländern.


Freundliche Grüße
217 055
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#5
Guten Abend in die Runde, 

wie sagte mein tschechischer Freund von der CD vor kurzem: Wir Tschechen machen alles wie die deutsche Bahn, nur noch viel besser!! Huh

Gruß 
Jens
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#6
Dobrý večer, 

genau das ist auch meine erschröckliche Befürchtung.  DB reloaded super forte plus.

Grüße vom 

Prellbock
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#7
Hallo,

meines Erachtens vertun sich die ČD eine Riesenchance. Vor allem die ČD-App war ja sehr weit verbreitet, da man darin die IN-Karta hinterlegen und Fahrkarten kaufen kann. 

Jetzt wird diese App beschnitten, für Fahrplanauskünfte werden sich viele eine neue App herunterladen. In den neuen Apps könnten dann auch ab 2021 die geplanten Einheitstariffahrkarten verkauft werden, die ČD wären raus. 

Wenn die ČD nicht nach den Vergabe-Verlusten auf stur geschalten hätte, hätten sie die reelle Chance gehabt, im Fahrkartenvertrieb in CZ die Nummer eins zu werden bzw. zu bleiben. Jetzt muss man sich mit den Regionalfürsten der Verbünde arrangieren, dass man wenigstens die Verbundfahrkarten über die App kaufen kann. Das wird schwer. Eine Übersicht über den Tarifdschungel mit den Verbund-Fahrkarten findet sich übrigens in der aktuellen ČD-Kundenzeitschrift. 

Immerhin haben die ČD bei den Verbünden durchgesetzt, dass überall auch der ČD-Tarif gilt, auch wenn der nicht mehr überall verkauft wird. Die Schließung der SZDC-Fahrkartenausgaben für die ČD tut ein Übriges. 

Es bleibt spannend, ob die ČD noch Einsicht zeigen und eine clevere Strategie entwickeln, im Fahrkartenvertrieb stark zu bleiben. 

Bis bald







 



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#8
(04.12.2019, 15:50)diesellokguru schrieb: Hallo,

meines Erachtens vertun sich die ČD eine Riesenchance. Vor allem die ČD-App war ja sehr weit verbreitet, da man darin die IN-Karta hinterlegen und Fahrkarten kaufen kann. 

Jetzt wird diese App beschnitten, für Fahrplanauskünfte werden sich viele eine neue App herunterladen. In den neuen Apps könnten dann auch ab 2021 die geplanten Einheitstariffahrkarten verkauft werden, die ČD wären raus. 

Wenn die ČD nicht nach den Vergabe-Verlusten auf stur geschalten hätte, hätten sie die reelle Chance gehabt, im Fahrkartenvertrieb in CZ die Nummer eins zu werden bzw. zu bleiben. Jetzt muss man sich mit den Regionalfürsten der Verbünde arrangieren, dass man wenigstens die Verbundfahrkarten über die App kaufen kann. Das wird schwer. Eine Übersicht über den Tarifdschungel mit den Verbund-Fahrkarten findet sich übrigens in der aktuellen ČD-Kundenzeitschrift. 

Immerhin haben die ČD bei den Verbünden durchgesetzt, dass überall auch der ČD-Tarif gilt, auch wenn der nicht mehr überall verkauft wird. Die Schließung der SZDC-Fahrkartenausgaben für die ČD tut ein Übriges. 

Es bleibt spannend, ob die ČD noch Einsicht zeigen und eine clevere Strategie entwickeln, im Fahrkartenvertrieb stark zu bleiben. 

Bis bald







 

Gilt jetzt auch in Südmähren weiterhin der CD-Tarif?
Achtung! Lesen gefährdet die Dummheit! Rolleyes
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#9
In Südmähren und im Zlinský kraj gilt im Binnenverkehr im Nahverkehr kein ČD-Tarif. In den Fernzügen kann man auch im Binnenverkehr nach ČD-Tarif fahren. IN100, IN Business und IN Senior gelten nach den bisherigen Regeln im Binnenverkehr.

Auf der S2 und S3 kann man Fahrkarten nur noch beim Schaffner kaufen, wenn man in den grün markierten Wagen steigt. Sonst ist man Schwarzfahrer.

Laut ČD ist geplant, IDS JMK Fahrkarten über den e-Shop und die ČD-App zu verkaufen. Dauert aber noch...



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  • Z.Z. Von Schnerck
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#10
Die grünen Markierungen sind teilweise noch nicht vorhanden, die entsprechenden Wagen sind mit A4-Zetteln provisorisch gekennzeichnet : https://zdopravy.cz/vagony-v-okoli-brna-...nky-39787/
Eben mal getestet: Es funktioniert, mit der App Můj vlak eine Verbundfahrkarte Südmähren zu kaufen. Wenigstens muss man nicht extra diese komische Poseidon-App installieren.
Tageskarten sind aber wohl nur am Schalter oder beim Schaffner/Busfahrer erhältlich.
Gruß aus Weixdorf vom Bahnsteig
Seid nett zueinander  Heart
T
T
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#11
(29.11.2019, 01:51)Prellbock schrieb: Die ČD hat sich entschieden, ihren Kunden ab dem Fahrplanwechsel zwischen einigen Städten längere und teurere Verbindungen als bisher anzubieten. In ihrer Fahrplanauskunft (frei) oder der App "Můj vlak" gibt sie Züge der alternativen Betreiber, die ab 15.12. einen Teil der Leistungen auf Bestellung des Verkehrsministeriums und Regionen von der ČD übernehmen werden, nicht an...

Das Merkwürdige an dieser Entwicklung ist die nicht vorhandene Konsequenz bei dieser völlig zu verurteilenden Maßnahme.
In der App "Můj vlak" erscheinen in den Abfahrts-/Ankunftstafeln zum Beispiel die Arriva-Züge nach Rumburk/Sluknov. Versucht man diese in der Verbindungsauskunft aufzurufen gelingt dies nicht. Bei der Web-Version unter Windows Phone findet man bei beiden Auskunftsarten diese "Privaten" nicht. Liegt es an verschiedenen Datenquellen oder an der Programmierung der auswertenden Programme?
Ersteres erscheint mir nicht ganz unwahrscheinlich da ich schon früher Unterschiede zwischen den beiden "Můj vlak"-Versionen (Android vs. iOS) erlebte.
Egal wo die Gründe liegen, die ČD täte gut daran dieses dem gesamten System Eisenbahn schadende Chaos zu beseitigen.
Dagegen ist die Causa "Kursbuch? Ja, Nein oder Vielleicht doch" ja nur ein marginales Randproblem.
________________[Bild: kufr.gif]_______________
                       ==== Alois N. =====
+++ Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken. (ML) +++
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#12
Hallo Alois,

zudem kann man den Fahrtverlauf z.B. der DLB L7 über den Abfahrtsmonitor in der App aufrufen, bei Arriva geht es hingegen jedoch nicht.


Viele Grüße.
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