Estland Mai 2019 (m.21 Bildern)

[Frankenland]

Hallo zusammen,

weiter geht's mit dem Reisebericht aus dem Baltikum. 

Nachdem ich im estnischen Grenzbahnhof Valga eingetroffen bin, geht es nach einem etwa halbstündigen Aufenthalt weiter nach Tallinn. Mir stehen ca. 280 km Fahrt in einem Stadler-Flirt bevor. Das Fahrzeug hat aber eine recht komfortable Bestuhlung und so ist die Fahrt durchaus erträglich.


Nochmal ein Blick auf den Bahnhof Valga. Der 2404 wird mich nach Tallinn bringen. Das EG in einem topsauberem Zustand, aber leider ist alles geschlossen.
Im Lettland-Bericht schrieb ich ja bereits, dass es dort keinerlei Fahrkartenautomaten gibt, sondern auch viele kleine Stationen einen geöffneten Fahrkartenschalter haben.
In Estland ist es etwas anders. Hier gibt es ebenfalls keine Automaten, aber auch keine Schalter, die einzigen gibt es nur in Tallinn und Tartu . Der Großteil wird über Smartphone abgewickelt, nur ein kleiner Teil kauft seine Fahrkarten noch beim Zugbegleiter.


Recht nüchtern präsentiert sich der Baltische Bahnhof in Tallinn. Der Fahrzeugpark von ELRON, der Personenverkehrsgesellschaft in Estland, besteht ausschließlich aus Produkten aus dem Hause Stadler. Die einzige Abwechslung besteht darin, dass es sie in drei- und vierteilig und dies sowohl mit Dieselantrieb oder elektrisch, gibt. Das Thema Eisenbahnfotografie ist da relativ schnell durch. 


Tw 1408 im hervorragend restaurierten Bahnhof Nömme, wenige km östlich der Hauptstadt.


Im Stadtgebiet von Tallinn gibt es aber doch noch einige interessante Stellen, wie hier der Bahnhof Tallinn-Väike (Kleinbahnhof). Das war bis ca. 1970 mal der größte Schmalspurbahnhof in Europa, wenige Überreste zeugen noch aus dieser Zeit.


so z.B. dieser Wasserturm


Ansonsten dient der Bahnhof hauptsächlich als Abstellplatz für schrottreife Fahrzeuge des EVU GO-RAIL, welches hier auch ein Lokdepot unterhält.




Blick ins Depot von GO-RAIL

Das Unternehmen betreibt in Estland verschiedene Güterverkehre hauptsächlich südlich der Hauptstadt. Einziger Reisezug ist der täglich verkehrende Zug nach Moskau, welcher zwischen Tallinn und dem Grenzbahnhof Narva befördert wird.


TEP70-0229 brettert mit dem Moskauer pünktlich auf die Minute durch Ülemiste, in knapp 10 Minuten wird er den baltischen Bahnhof erreichen. 

Dort findet ein recht interessantes Schauspiel statt, welches wir nun einmal näher betrachten.

Nachdem der Zug eingefahren ist, begibt sich der Lokführer zur in einem Nebengleis stehenden 

TGM23W-1425, fährt mit dieser an den Zug und stellt ihn auf ein Nebengleis wo er schon von der Reinigungsmannschaft erwartet wird. Danach stellt er die Lok wieder auf ihren angestammten Platz auf dem sie sich nun wieder für die nächsten 23h45min die Räder eckig stehen wird. Nun geht der Lokführer wieder zu seiner TEP70, welche die ganze Zeit mit blubberndem Motor am Bahnsteig stand und fährt mit dieser wieder an den Zug. 


TEP70-0229 dieselt am Bahnsteig vor sich hin.


Wenn die Reinigungsarbeiten beendet sind, wird der Zug bis zur Abfahrt wieder am Bahnsteig abgestellt. Das in Hintergrund zu sehende Hotel Shnelli gehört übrigens ebenfalls der GO-RAIL.

In Tallinn ist natürlich die Straßenbahn das Verkehrsmittel der Wahl um zu den einzelnen Fotostellen zu gelangen. Tallinn ist die einzige Straßenbahn in Europa welche die Kapspurweite 1067mm aufweist. Der Fahrzeugpark ist ebenfalls recht übersichtlich.


An der Endstelle Kopli haben wir bereits die gesamte Auswahl an Fahrzeugen aus dem Hause Tatra und aus spanischer Produktion von CAF.


Einige Tatras wurden aber baulich etwas verändert und auf nostalgisch getrimmt, sowohl äußerlich als auch innerlich.


Die Inneneinrichtung besteht aus Holzbänken in Längsrichtung.
Ein Großteil der Tatras sind übrigens Gebrauchtfahrzeuge aus Deutschland. Früher fuhren sie in Gera, Erfurt, Cottbus und Frankfurt/Oder.

Natürlich will ich etwas mehr vom Land sehen als nur die Hauptstadt und so begebe ich mich ca. 80km östlich nach Tapa einem Eisenbahnknotenpunkt mit Lokdepot. Dort brauche ich nicht lange zu warten und schon brummt es ordentlich


1523, eine der Loks welche 2003 gebraucht aus den USA gekauft wurden. Dort versahen sie ihren Dienst bei der Union Pacific und der Missouri Pacific.
Der markante Doppelwasserturm und auch das Bahnhofsgebäude befinden sich bei näherem hinsehen leider in einem erbärmlichen Zustand.

Wenig später kommt schon die nächste


1545, ebenfalls eine ausgewanderte Amerikanerin. Links schiebt sich bereits ein weiteres seltsames Gefährt ins Bild.

 


DF7G-E 001. Zunächst wundere ich mich über die komische Loknummer. Was is'n das für ein Gefährt? Meine erste Vermutung ist, dass es sich um eine modernisierte Hummel handelt, aber weit gefehlt. Er später komme ich dahinter, hier ist mir was chinesisches vor die Linse gerollt.


Am nächsten Tag rollt sie mir nochmal im Rangierbahnhof Ülemiste vor die Linse, diesmal volle Breitseite.


Zum Rangierbahnhof Ülemiste gehört auch der Haltepunkt Vesse. Hier sehe ich eine weitere estnische Spezialität, die kurzen Bahnsteige welche es auf vielen kleinen Stationen gibt. Diese sind selbst für Dreiteiler zu kurz und so sind sie im estnischen Fahrplan besonders gekennzeichnet damit man nur aus den im Innenraum besonders gekennzeichneten Türen aussteigt.


Mit dem Bild der Denkmallok L-2317 in Tallinn beende ich die Rundfahrt durch Estland.

Bleibt gesund

Grüße
Karlheinz

[Sören Heise]

Moin Karlheinz,

besten Dank. Die Rangierlok ist ja süß.
Laut https://trainpix.org/vehicle/132950/#n179574 wurde sie ans „Brotproduktekombinat” in Keila geliefert und 2018 modernisiert.

Auf die Gefahr hin, als Besserwisser zu gelten: Die abgestellten Dieseltriebwagen in Tallinn-Väike gehörten zur Edelaraudtee (Südwestbahn). Das Unternehmen betrieb in der Vor-Stadler-Zeit trotz seines Namens den Verkehr auf allen dieselbetriebenen Binnenverkehrsrelationen. Aktuell ist es nur noch Betreiber der Infrastruktur von Tallinn runter gen Viljandi und Pärnu.

Viele Grüße
Sören